Gefleckter Knochenhecht
Zoofotografie ist spannend
und entspannend zugleich.
Kraftwerk Walsum
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Photosophie - Gedanken zur Fotografie

Ähnlich wie bei den unzähligen Benzingesprächen der meist kaum fahrenden Motorradfahrer geht es in der Fotografie zu. Sogar die schnellere Speicherkarte kann zum Trumpf in der Spiegelreflexcommunity werden. Austattung, Technik und Komposition werden diskutiert, Belichtung und Schärfe. Ein gutes Foto, ein gutes Gemälde, ein gutes Design bedarf aber ganz anderer Kriterien: Beweggrund des Künstlers.

Am Anfang jeder Bildgestaltung muss das Motiv stehen, was will uns der Künstler sagen? Um diese Bedingung zu erfüllen, muss Kenntnis und Interesse am Bildgegenstand gegeben sein. Da die meisten Menschen aber alles malen, alles knipsen und zudem wenig Kenntnis über den sinnvollen, die Bildaussage unterstützenden Einsatz von Farbe, Kontrast, Schärfe, Licht, Schatten, also der Darstellungstechnik haben, sind die meisten gemachten Fotos und Gemälde langweilig, im digitalen Internet sogar oft als Datenmüll mit enormer Umweltbelastung zu sehen.


Ein für mich zentrales Thema war und ist die Fotografie. Ich bevorzuge aussagekräftige in einen Kontext passende Fotos die auch entsprechende Bildaussagen transportieren, zum Nachdenken anregen, erfreuen oder gar begeistern. Die mittlerweile aus dem Boden wachsenden Foren, Communitys und Webseiten, die unmotiviert hohe Zahlen an unsortierten, unkommentierten und unsachlich beschrifteten Fotos präsentieren, halte ich schlichtweg für Spam und die Leute die sie täglich in hoher Zahl durchklicken für bildabhängige Junkies. Nicht zuletzt deshalb weil sich diese Verhaltensweisen negativ auf geistige Leistungen, Selbstwahrnehmung, Selbstbewusstsein und vor allem die Konzentrationsfähigkeit auswirkt.

In einer vernünftig arrangierten Reportage oder Kunstausstellung genügen etwa 20 gute Fotos oder Grafiken um eine Botschaft zu vermitteln, den Betrachter anzuregen und eine Zeit zum Verweilen einzuladen. Fotoalben mit mehr Fotos sollten auf jeden Fall beschriftet und in Gruppen geordnet sein, die Beschriftung hilft auch beim Einstellen der Fotos, fällt einem nichts ein, ist auf dem Foto nichts drauf. Im Blog Bereich Photosophie versuche ich zusammen mit Freunden, eine Anschauung zur Fotografie oder Bildgestaltung zu präsentieren. Fotos die beim Betrachter Gedanken und Gefühle freisetzen und deren Bildinhalte der Auseinandersetzung dienen, tun es Denktexten gleich, es ist also nicht nur eine Photographie sondern auch eine Philosophie, also Photosophie.

Das beliebteste Genre neben Akt-, Natur- und Fahrzeugfotografie ist sicher die Urlaubsfotografie. Folgend einmal Doppelfotos von Reisen mit Birgit Brechbühler (1962*-2012†). Wir haben die schönsten Momente natürlich festgehalten. Wer die Fotos in Ruhe betrachtet, wird feststellen dass hier keine Wahrheiten ausgesprochen werden, obwohl es sich um "unbearbeitete und realistisch wiedergebende" Fotos handelt: Fotografie zeigt niemals wahre Abbilder, sondern kann lediglich eine richtige Bildaussage transportieren oder aber eine falsche Bildaussage. Das bedeutet, ich darf ein Foto manipulieren, aber nicht die Bildaussage wenn ich etwas Wahres vermitteln möchte.
Schon die Fotografie an sich bedingt, dass Objekte unterschiedlich dargestellt werden, je nach Standort, Objektiv, Belichtungszeit und Blende können Bildausschnitt, Komposition, Schärfe und Farbe usw. variieren. Daher führt schon der technische Vorgang des Fotografierens zu unrealistischen Abbildungen. Seit Photoshop und RAW Fotografie geht ein Foto danach in die 2. Runde der Veränderung. Solange das Foto ordentlich beschriftet ist, handelt es sich um einen legitimen Vorgang. Vor allem bei Fotos die als Belege dienen sollen, ist es daher sinnvoll den Ort und die verwendete Technik zu benennen, z.B. in der Naturfotografie, Architekturfotografie, Geographie, Biologie und so weiter.